Montag, 27. August 2012

Am anderen Ende. Galata und die Überraschung

Schiffe durchkeuzen das goldene Horn und den Bosporus wie bei uns in Meidling die Züge. Das Meer gibt der Stadt das Leben.
Im 13. Jahrhundert sind Venedig und Genua reich geworden bei der Unterstützung der Kreuzzüge vom Meer her. Hinter den Rittern haben sie Handelsstützpunkte gegründet und Netze gezogen für den Fernhandel mit China und Indien, auch übers Schwarze Meer. Dazu setzte sich Genua am Bosporus fest und gründete gegenüber der heiligen Stadt Konstantinopel Galata, die Handelsstadt. Noch heute hat Beyoğlu viel von diesem internationalen Charakter, Botschaften, Agenturen, Schiffswerften sind dort, und viele Kirchen von europaeischen Laendern und Ordensniederlassungen. Das Leben wird von diesen geistigen Zentren getragen, und als Istanbul europaeische Kulturhauptstadt war, haben sie alle mitgewirkt.

Es war unumgaenglich, zum Finale dieser Reise die Grenzen Galatas abzutasten und die Reste der Stadtmauer zu finden in dem engen Gassenwerk, die beinahe unabsichtlich übriggeblieben sind, weil sie Haeusern als Rückwand dienten, die nun abgerissen sind. Das letzte laengere Stück, schon in Hafennaehe, ist bereits von Baumaschinen umstellt, und ein bissiger Parkplatzwaerter schreckte aus seiner konzentrierten Unterhaltung hoch, um mir das Fotografieren zu verbieten. Und die alte italienische Dominikanerkirche steht noch. weil sie jetzt eine Moschee ist und saeuberlich gepflegt wird. Am Glockenturm ist sie noch zu erkennen.

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Samstag, 25. August 2012

Edirne beim Umdrehen

Vor zehn Jahren hatte Klaus hier noch baertige Türken und Bulgaren mit Wasserpfeifen und Pumphosen gesehen, ein vergessener Winkel zwischen den Laendern, wo die Zeit vorlaeufig noch abgewartet hatte. Agrarisches Gebiet ohne Meer und Tourismus, Kreuzung der Gastarbeiterrouten, Grenzland, wo nicht investiert wird.
Heute bekommt die Stadt ein neues Gesicht, und ich kann zusehen dabei: Jeden Tag wandern die Sandhaufen weiter, über die wir klettern müssen, werden die gepflasterten Boulevards laenger, über die wir sogleich flanieren, und ich spüre das Aufatmen, sobald sich der Staub gelegt hat.
Die grossen Moscheen künden weiterhin vom Hügel herunter von den grossen Zeiten, als Edirne Hauptstadt des Osmanischen Reiches war und sich anschickte, die ganze islamische Welt zu beherrschen. Von hier brach Mechmet II. auf, um Konstantinopel zu erobern, spaeter Süleymann gegen Wien.
Das Leben strömt zwischen den Geschaeften und Restaurants, Brunnen und Reisebüros, und Abends, wenn es dunkel wird, noch inniger. Nutzniesser dieses Aufatmens sind eindeutig die Frauen. Fröhlich gucken sie aus der Waesche, die sie kürzlich noch verhüllt hat, witzeln als Kellnerin mit dem Chef, wachen als Chefin über die ganze maennliche Küche und die Kellnermannschaft, sitzen mit Freundinnen zum Tee oder flanieren verspielt und verliebt mit dem Freund haendchenhaltend durch den Park. Wer weıss, ob sie auch bald so gleichgültig und fordernd werden wie anderswo, so satt und teilnahmslos - einige misstrauische Minen sind auch zu sehen.
Aber die Stadt der Holzhaeuser und Obststaende hat sich für einen weiteren Atemzug entschieden, und der bringt Licht und Farbe

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Thessaloniki und Rapid

Diese Stadt hat ihren Gang. Betriebsam und geschaeftıg, und auf ihre Weise unbekümmert. Schon als ich sie zum ersten Mal durchquerte und, im Bus angeschnauzt wegen des grossen Rucksacks, staendıg aus den Fenstern Ausschau hıelt nach IKEA, der grossen Busstatıon auf der anderen Seite der Stadt, da schien mir dıe Fahrt nicht enden zu wollen. Unterwegs begegneten mır all dıe berühmten orthodoxen Kirchen und Klöster, wie Inseln umflossen vom Stadtgetriebe, umzingelt von heutigen Plattenbauten. Spaeter mıt Hans sehe ich das genauer; sogar das Kloster selbst ist so sehr erneuert, die Ziegelwaende so glattgeputzt, dıe Fresken in der Kirche so bunt und klar, dass beinahe nur das Wasser traditionell ist, das wundertaetig im Brunnen fliesst und mit dem Hans sich scheu gar nicht zu waschen wagt.
Schneller als ich waren die Rapıd-Anhaenger beim weissen Turm, und beim Fussballspiel am Abend, das in keinem der von Hans empfangenen griechischen Fernsehprogrammen uebertragen wurde, sodass mir nur die abgehackten Bilder vom Internet-Livestream blieben, schoss Rapid das erste Tor.
Aber als ich, am naechsten Tag in aller Früh aufgestanden, dann nervös im Stadtbus sass, da schien der Gang der Stadt beinahe stehengeblieben, und alles wollte sich dazwischenschieben zwischen mich und die Reise durch Trakien, die um Punkt 10 Uhr beginnen sollte in der Gasse hinterm Bahnhof. Dass ich buchstaeblich in der letzten Sekunde dort ankam, hatte ich der Mithilfe des Busfahrers zu verdanken, der mich schon vor der Station herausliess, sodass ich im Laufschritt auf Sandalen mıt Rucksack den Passantenstrom durchpflügen und die letzte Gasse hinaufeilen konnte.
Wahrscheinlich war es dieser traege Gang, dieses breite langsame Fliessen, was allmaehlich und unmerklich die grosse Vergangenheit Salonikis eingeschlossen hat, sodass nun die letzten Monumente wie Inseln daraus hervorragen. Als Paulus hier die Gemeinde gegründet hat, da musste er die Glaeubıgen auch herausrufen (ekklesia) aus dem traegen Gang der Zeit, damit sie hörend würden

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Europas Aussengrenze

Ich habe auf meiner Reise keine besondere Bautaetigkeit bemerken können ım Grenzbereich, und auch keine aussergewoehnliche Militaerpraesenz.
Ich durchquerte mit dem Bus den griechischen Teil Trakiens, fuhr über Serres, Kavala, Xanthi und Alexandroupolis zwischen dem Küstentiefland und der Bergregion, hinter der schon Bulgarien liegt, meist durch sanftwelliges Gelaende. Industrieanlagen, Fabrikshallen, Sonnenblumenfelder, oft vertrocknet, wohl für die Biospritproduktion, wie an den BOSFOREL-, ALIOLI- und SATILIK-Schildern erkennbar. Alexandroupolis liegt als freundliches Badestaedtchen mit unzaehligen Kafenions am Meer. Aber als neue Passagiere hier zusteigen, merke ich, dass es alles Türken sind. In diesem östlichen Trakiens wohnen Griechen, Türken und Bulgaren weiterhin zusammen wie vor Jahrhunderten, hier hat der grossflaechige Bevoelkerungsaustausch zwischen Türkei und Griechenland 1922 nicht eingegriffen.
Vielleicht haette ich etwas sehen können von Taetigkeiten zur Grenzbefestigung, wenn ich über die Strasse von Alexandroupolis direkt nach Edirne haette fahren können. Aber die sei gesperrt, sagt man mir. Über 113 km verlaeuft sie knapp hinter der Grenze, auf der europaeischen Seite. Medienberichte wundern sich über das Fehlen jeglicher Sicherungsmassnahmen dort. 16 km Stacheldrahtzaun? Laecherlich, bei 206 km Grenzverlauf. Zwischen den beiden ehemaligen Erzfeinden also bisher keine Grenzbarrieren.
Von illegalen Grenzübertritten haben die meisten meiner Gespraechspartner gehört in Griechenland und in der Türkei. Vom geplanten Stacheldrahtzaun einige. Von Verminung gar keiner.

Die neuralgische Stelle sei laut eines Berichts der Frankfurter Rundschau die Zone hintere Edirne. Hier macht der Grenzfluss Evros einen Knick, und die Grenze verlaeuft über Land. Ich fuhr mit dem Dolmuş aus Edirne hin: Nach den beschaulichen traditionellen Stadtrandsiedlungen kommen Felder, und dann, hinter Baeumen, der Grenzübergang. Jeder kann da hinkommen. Den Zaun hab ich natürlich nicht untersucht. Aber ich komme zurück mit einer ganz anderen Frage: Was ist denn mit der türkisch-bulgarischen Grenze? Die hat eine aehnliche Laenge, augenscheinlich Hügelland, und ist genausowenig gesichert. Sollte die eine Grenze besser gesichert werden, dann werden sich die Schlepper eben andere Routen suchen, nicht weit weg. Statt Lampedusa wird jetzt Malta angelaufen, liest man.
Man kann um die Grenzfrage nicht herumkommen - über Grenzen schon.

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Medienberıchte:

http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/730305/Griechenland-baut-Zaun-an-Grenze-zur-Tuerkei
http://www.fr-online.de/politik/frontex-einsatz-in-griechenland--waechter-an-europas-grenze,1472596,4834854.html
http://www.focus.de/panorama/vermischtes/grenze-zwischen-griechenland-und-tuerkei-schleuser-schiessen-auf-frontex-beamte_aid_719787.html
http://www.google.com.tr/search?q=grenze+t%C3%BCrkei+griechenland&hl=tr&client=firefox-a&hs=1au&rls=org.mozilla:tr:official&prmd=imvns&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=9q44UK2KF8SFhQeCoYCgAg&ved=0CFMQsAQ&biw=1366&bih=638
http://www.flucht-ist-kein-verbrechen.de/de/laenderberichte/

Der Philosoph ohne Bücher. Thessaloniki

Hans rettet mich von der staubigen Landstrasse, nachdem der Busfahrer, zuletzt war ich sein einziger Fahrgast. mıt beaengstigendem Tempo gebraust war, sodass ich schon gar nicht mehr erkennen konnte, wo ich war und wo ich aussteigen musste. Mit seinem klapprigen Transporter, der vor zehn Jahren 200 Euro gekostet hat. rattern wir über staubige Wege zu seinem Haus. Die Türen öffnen sıch automatisch, und wir treten ein ins Wunderreich der Erfindungsgabe. Hans ist Elementar-Ingenieur und baut Erdbatterien, Wassermaschinen, die aus der Luft Trinkwasser gewinnen, Sonnenkollektoren, Erdhaeuser um 2000 Euro und ein Windrad, bei dessen Montage ich ein wenig helfen konnte. Er wohnt mit Anna, der Griechin, die seinen Eifer nur in manchen Dingen teilt, und einigen Ziegen, Hühnern, Hunden und Katzen in einem Garten, dem dieser heisse Sommer schon sehr zugesetzt hat.
Hans hat deutsche und Roma-Wurzeln, ist unterwegs aufgewachsen und zeıgt mir stolz Bilder von seinem Auto-Tross, in dem die Ponys und die Gypsy-Queen mit ihm von Ort zu Ort fuhren. Hans ist Akrobat und Bastler, Lebenskünstler und Prediger, Schriftsteller und Arbeitsloser. Und, ob er das zugeben wıll oder nicht: rechthaberisch und selbstbezogen wie ein Deutscher. Anna ist Kommunistin. Für beide gehören dıe Schwarzen zu den wichtigsten Feindbildern, das sind die orthodoxen Priester, und mit ihnen jede Religion, so wie die Regierung, die Banken, die Reichen und Ignoranten, die kontinuierlich die Welt zerstören. Sie fahren mich ans Meer an einen Geheimstrand, hören sich meine Rockmesse an, geben mir Kost und Quartier, zeigen mir Saloniki, spielen mir griechische Volksmusik vor von den Pontus-Griechen (Annas Familie) und von Insel-Griechen, und ich ihnen Harry Stoika auf seiner Indienreise (ich verspreche ihnen das Video zu schicken) und diskutieren mit mir Tag und Nacht. Aber ihr Gegensatz zu Religion und Glaube ist unumstösslich.

Der Religionsersatz von Hans (für Anna könnte ich das nicht sagen) ist sein Glaube an die Rache der Natur - genauer: an den Untergang der Zivilisation bei den naechsten Sonnenausbrüchen kommende Weihnachten. Darin spiegelt sich seine Zivilisationskritik und Verachtung. Seine Dogmatik beginnt mit Ich-Saetzen: Ich habe gemacht, ich weıss es, ich bestitze..., und seine Gottesdienste sind vielleicht die Streifzüge durch die Natur, wo er mir ehrfurchtsvoll zeigt, wie das Meer aus dem Sand mıt Salz harten Stein macht, aus dem man Haeuser bauen könnte. Das Haus, in dem wir wohnen, hat aber Anna gebaut, aus Zıegeln, und dahinter hat ihr Sohn sein Haus aus Holz gebaut. Vıelleicht fehlen Hans die Jünger, um ein Apostel zu sein.

Seine religiöse Konstruktion dient seiner Rechtfertigung. Schuld an der Misere der Welt und an dem Streit, den wir dann doch noch haben, als er die Pfaffen generell beschuldigt, sind die anderen, Unwissenden, der Busfahrer, dieser Faschist, und sogar Anna, weil sie Retsina trinkt und auch mir angeboten hat! mmmm! Zwar nennt er sich einen immerzu Lernenden, aber er sieht sich jedenfalls auf der richtigen Seite - und wenn dann, zu Weıhnachten, die Zivilisation nicht untergegangen sein wird und die naechste Katastrophe wieder nur die Armen der Welt treffen wird, dann wird er seinen Gegensatz und Widerspruch zu Grıechenland, Deutschland, zur westlıchen Zıvılisation und zur heutigen Welt wieder anders formulıeren und darstellen müssen.
Aber es wird derselbe Gegensatz sein.

Da ist meine Religion weltverbundener.

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Donnerstag, 23. August 2012

In Italien versinkt die Sonne nicht im Meer

Das Deck am Schiff zwischen Brindisi und Igoumenica ist eine Buehne. Man flaniert herum wie nach einer geheimen Choreografie, unter strenger Vermeidung jeden Blickkontakts. Wenn die schnarrende Stimme ertoent - attentione attentione - dann erstarrt alles in seiner Bewegung und verstummt, hingewandt zum Lautsprecher ueber dem quadratischen eisernen, gruen lackierten und mit gelben Kreislinien versehenen Personendeck in der Schiffsmitte, das auch als Hubschrauberlandeplatz dient, um augenblicklich, sobald die Nachricht ergangen ist, in der Bewegung fortzufahren, als haette die Unterbrechung nicht dieser Welt angehoert.
Wir fahren vor dem Sichelmond her, der sich seit Wochen weigert, ganz zu verschwinden, als haette er noch eine Rechnung offen.
Paerchen jeden Alters sind an Bord, Kinder tollen ueber das Deck und versuchen im Lauf Kunststuecke, an der Reling sitzen einige Kartenspieler, eine Basketballmannschaft durchstreift das Gelaende grimmigen Blicks, sodass das Deck auch ein Park sein koennte, in dem statt des Springbrunnens die feuchte Luft schmierig am Unterarm klebt und an jeder Stelle, mit der du etwas beruehrst.
Die Gesichter sind nicht die von braun gebackenen schmalgliedrigen Strandurlaubern, sondern gehoeren wettergegerbten Bauarbeitern aus dem Bergland, frisierten Jungakademikern, einigen heimkehrenden griechischen Toechtern, wuschelkoepfigen Philosophen, drei Geschaeftsmaennern mit Sacko, die selbst waehrend der Durchsagen nicht vom Handy lassen, einem Deutschen mit roter Kniehose, Kinnbart und Hornbrille, der immer wieder der Meeroberflaeche kontrollierende Blicke zuwirft, sowie einer Romafamilie mit mehreren kleinen braunhaeutigen Frauen und unzaehligen Kindern, von der ich aufrichtig hoffe, dass sie sich nicht auf dem Platz neben der Stiege niederlaesst zwischen meiner Bastmatte und der durchsichtigen Doppelluftmatratze des griechischen Paares.
Albaner mit knochigen Gesichtern, eine braungesonnte Diva auf breiten Pantoffeln, ihre wogende Weiblichkeit hochgehalten von einem Sommerkleidchen, eine griechische Bankerfamilie mit kreuzbraven Gesichtern und zwei wohlerzogenen Buben, die einander das Meer erklaeren.
Am Deck sind mehrere Aschenbecher angebracht, und wirklich rauchen die meisten und stauben ihre Zigaretten daran ab.Gerade steht breitbeinig die Diva ueber mir und klopft die Zigarette aus, und es koennte sein, dass sie dabei mich, der ich an der eisernen Rueckwand sitze und ins weisse Licht ueberm Schornstein schaue, mit einem milden Blick bedacht hat. Am Schiff von Genua nach Palermo hat mir die Saengerin, die in der Bar vor der unablaessig vorbeistroemenden Passagiermenge des Nachts stundenlang zu Musik vom Band sang und mir dabei recht verloren vorkam, weil alles redete und niemand sie beachtete, mehrere freundliche Blicke und ein Laecheln geschenkt, waehrend sie sang, und war mir von einem Ende der Bar bis zum andern gefolgt.
Amerikaner mit Bierflaschen treten ins violettblaue Nachtlicht und zeigen mit ausgestreckten Armen uebers Schiff bis zum Horizont, als wuerden sie beschreiben, was alles ihnen gehoert oder wo sie schon gewesen sind. Ein schmaler griechischer Geschaeftsmann mit weissem T-Shirt durchkreuzt diagonal das Deck und leuchtet dabei wie eine Hafenboje. Zwei Matrosen, einer mit Abzeichen auf der Schulter, der andere mit einem Schraubenschluessel in der Hosentasche, queren jede halbe Stunde den Platz, entweder mit dem Handy am Ohr oder einer Zigarette in der Hand.
Laengst hat sich die Sonne davongemacht, ohne das Meer beruehrt zu haben.Denn einen Fingerbreit ueber dem Horizont liegt eine undurchdringliche Dunstwand und verhuellt sie fuer die letzten Minuten des Tages, als wuerde sie sich schaemen, beim Eintauchen ins Nasse gesehen zu werden.

Mittwoch, 22. August 2012

Beobachtungen

Ein Streit an der Bushaltestelle.
Zwischen den verstreut auf Baenken, Betonsockeln oder Fenstereinfassungen sitzenden oder stehenden Passanten werde ich auf einen Streit aufmerksam zwischen einer Frau und einem Mann, beide links und rechts an einen der oeffentlichen Muelleimer gelehnt oder ein paar Schritte machend hin und her.
Zuerst lautstark (da werde ich aufmerksam), mit deutlichen Zeichen des Widerspruchs und der Zumutung der Haltung des jeweils anderen. Ich meine, ohne ein Wort zu verstehen, in der Frau die Protestierende und im Mann den Beschuldigten zu erkennen. Sie koennte aus einfachen Verhaeltnissen stammen und duerfte umn die 40 sein, er ein Mittelschichtler in den 30ern, sportlich, mit Kurzhaarschnitt.

Es muss auf die insgesamt desolate Situation hingewiesen werden, auf die Absperrungen einer Baustelle gerade zwischen Wartebaenken und Busankunft, auf das Stahlgeruest des unfertigen Wartehaeuschens, auf ein voellig leeres Stationsgebaeude und auf die diesen Platz umgrenzenden Hauptstrassen, die von klotzigen Betongebaeuden gesaeumt sind. Gegenueber habe ich an einer noch oederen Stelle den Hauptbahnhof Materas entdeckt, der wie eine U-Bahn-Station nur ein Einstiegshaeuschen besitzt, das von vielen Absperrungen aber eher ausgegrent als zugaenglich wird, zu einer unterirdisch noch schlimmeren Trostlosigkeit. Das ganze Gelaende ist uebrigens gleichmaessig vermuellt, wofuer der gruene Muelleimer aus Plastik eine zentrale Signatur sein kann.

Auffaellig an dem Streit, der von den uebrigen Wartenden diskret beobachtet wird, ist, dass nicht geschrien wird und keiner ausfaellig zu werden scheint. Es geht um Argumente, und das, was die beiden einander zuwerfen, wird immer wieder von Nachdenkpausen unterbrochen. Wohl sind die Suaden sehr emotional, wohl gibt es deutliche Zeichen der gegenseitigen Ablehnung wie die demonstrative Abwendung, beschuldigende Gesten, sowie ausweichende Bewegungen wie das Hervorholen und Studieren des Handydisplays waehrend der Rede des anderen. Aber obwohl nur der Plastikkuebel die beiden trennt, werden sie nicht handgreiflich. Schliesslicyh scheint es Versuche der Befriedung und Kompromissangebote zu geben, und zwar von seiten des Mannes, was ich aus dem ruhigen Tonfall und der gelegentlichen Beruehrung des nackten Oberarms der Frau schliesse, sodass diese zwar den Tonfall maessigt, aber augenscheinlich nicht zustimmt.
Schliesslich verlassen beide, ohne erkennbares Schlusswort, in entgegengesetzten Richtungen den Ort, ohne sich umzudrehen, und sie sehe ich in ihr Auto steigen. Sie haben also nicht auf den Bus gewartet, sondern sich nur wegen des Streits dort aufgehalten.

Dienstag, 21. August 2012

Ist der Mensch zu rechtfertigen?

PLANUNG EINES SYMPOSIUMS IN MATERA FUER WINTER 2013 - in der Woche der Semesterferien.


Diese Frage wird von einem Richter gestellt.
Sie setzt einen Hintergrund von Gesetzlichkeit und Richtigkeit voraus - und sie wird abgehandelt vor einem Forum, das sich ein Urteil zu bilden versucht.
Zum ersten Mal erschien Gott vor diesem Forum, und er rechtfertigte sich vor Hiob nicht mit Vernunftsgruenden und mit einem bestimmten erkennbaren Sinn der Ereignisse, sondern mit der Unzugaenglichkeit und Unbegreiflichkeit seines Gottseins.
Wo warst du, als ich die Welt erschuf?

Dann sass das Synhedrium in Jerusalem ueber Jesus Gericht. Der rechtfertigte sich nicht eigens, d.h. er fuegte seinen Worten und Taten, die bereits oeffentlich ergangen waren, keine neuen hinzu. Auch Jesus sieht sich durch seine blosse Existenz gerechtfertigt.

Waehrend die Psalmen haeufig zwischen Gerechten und Ungerechten unterscheiden, Tobias oder Ester als Gerechte angefuehrt und darin auch von Gott bestaetigt werden, so bezieht Jesus in den Evangelien diese Differenz nicht auf die fromme Lebensweise der Menschen, sondern auf ihren Existenzbezug auf ihn selbst, der im Armen, Hungernden und Gefangenen erscheint. Jesus folgt der prophetischen Tradition, an die Sorge fuer die Armen zu mahnen, und radikalisiert sie, indem er selbst in den Armen erscheint.
In seiner Liebe zu den Armen waere der Mensch gerechtfertigt.

Bei Paulus findet sich kein Handlungskriterium, sondern reine Theozentrik: Nur Gottes Gnade kann den Menschen rechtfertigen, nicht sein Judesein und nicht seine Gesetzestreue.

Dann hat der Mensch lange versucht, den Menschen gerechtfertigt sein zu lassen durch die Taufe. Sie wuerde ihn in eine andere Ordnung stellen: Die gerechtmachende Zuwendung Christi in den Sakramenten wuerde den Menschen in seiner Selbstgerechtigkeit (Augustinus: Concubiscentia) heilen und gnadenhaft den Gottesbezug wiederherstellen.

Aber inzwischen versucht der Mensch, durch sich selbst gerechtfertigt zu werden. Durch seine Leistung, seine (partikulaeren) Erfolge, durch sein Glueck und Wohlergehen, durch den Wohlfahrtsstaat und ueberhaupt durch den stetigen Fortschritt. Ist die stetige Weiterentwicklung (Evolution), die alles in Fluss bringt, geeignet, den Menschen zu rechtfertigen? Immer der naechste Mensch den vorigen? Die Moral des naechsten Schritts?

Und, diese Frage sei mir noch gestattet: Ist der Fortschritt vor dem Menschen und ein ihm uebergeordnetes Prinzip, oder nach ihm und bloss das (blinde) Ereignis seiner Entwicklung? Das waere naemlich die Frage, ob die Rechtfertigung in der Religion zu suchen ist oder im Diesseits, also nur vorlaeufig.



Das ware der Ort des Symposiums, in einem ehemaligen Kloster, neben dem normannischen Dom, mit Ausblick ueber die ganze Stadt:

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Bei Interesse bitte eine kurze Meldung!

Quartiere. Zwei Immigrantengeschichten

Metaponto ist kein malerisches Staedtchen, obwohl die Ausgrabungen aus der Griechenzeit im Fuerer erwaehnt sind. Auch Pythagoras, der sich in seiner Wahlheimat Kroton eigentlich recht wohl gefuehlt hat, kam nur zwangsweise hierher in die Verbannung wegen seiner allzu engagierten politischen Einmischungen.
Mein Streifzug durch die bruetende Siedlung an einem Hundstage gab mir ein Bild von sozial weit auseinander liegenden Bevoelkerungsgruppen sowie von Afrikanern auf Fahrraedern und beim Wasserholen.
Am weiten Weg zum Ausgrabungsfeld fand ich zwischen der Siedlung und den Weinplantagen ein sudanesisches Containerdorf.
Imbrahim kommt aus Darfur - wie alle seine Freunde hier, die aber mangels Englischkenntnissen misstrauischer sind als er. Mit dem Schiff sei er nach Sizilien gekommen, erzaehlt er und zeigt mir bereitwillig seinen Pass, den er offenlichtlich immer bei sich traegt. Er waere also anerkannt hier, faende aber kaum Arbeit. Die landwirtschaftlichen Betriebe seien klein und wuerden nur zu bestimmten Zeiten tageweise ein oder zwei Erntehelfer beschaeftigen. Wasser und Quartier seien gratis, aber darueber hinaus gebe es keine Unterstuetzung vom Staat. Sie wuessten meist kaum, was sie essen sollten.

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Keita Mamandoo treffe ich am Bahnhofsplatz, wo er auf denselben Bus nach Matera wartet wie ich. Er stammt aus Guinea, ist 21 Jahre alt und hat seine Mutter, einen Bruder und eine Schwester, sowie seine Frau und seine Tochter dort zurueckgelassen, um in Europa sein Glueck zu versuchen. Mit einem grossen Schiff, so betont er, sei er von Libyen nach Lampedusa gekommen und war einen Tag mit vielen anderen Fluechtlingen dort im Lager, am 29. Juli 2011. Dann waere er nach Neapel gebracht worden, und von dort mit dem Bus nach Gravina, wo er jetzt in einem kirchlich gefuerten Heim untergebracht sei. Fuer eine versprochene Pizza fuehrt er mich ueber viele Stationen in diese beschauliche Siedlung im Huegelland der Basilikata. Und das Heim ist wahrlich ein Juwel. Stolz erzaehlt mir die freundliche Dame an der Pforte, dass ihre Schuetzlinge aus Guinea, Bangladesh, Nikgeria, Ghana und Libyen kaemen, und dass sie hier mit Essen und Taschengeld versorgt wuerden und im uebrigen frei waeren.
Dann eile ich zurueck, um den letzten Zug nach Matera zu erreichen, so schnell man mit Sandalen eben gehen kann. Keita laesst es sich nicht nehmen, mich nocheinmal quer durch die Siedlung zu begleiten und darauf zu achten, dass ich den richtigen Zug nehme.

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Sonntag, 19. August 2012

Die Menschen, die aus der Hoehle kamen. Matera

* ist die Stadt in der Basilikata, noch im Huegelland, vor der Ebene zum Meer hin, gleichweit zum Ionischen und Tyrrenischen Meer. Ueberm Stiefelabsatz. Wahrzeichen der Stadt - die sich als Kulturhauptstadt 2019 bewirbt:
die Sassi.
Wohnhoehlen.
Felsenkirchen.
Aus den Jahrhunderten der fremden Herren.
Noch im 20. Jahrhundert bewohnt.
Von Familien mit ihren Tieren.
Unrat, Abfaelle.
Krankheiten.
Kindersterblichkeit.
Billige Arbeitskraefte auf den Feldern der Adeligen, die ihre Palazzi oberhalb bauten. Die Fenster in die andere Richtung.
Ueber der Armut war die ganze Stadt gebaut.
Erst in den spaeten Fuenfzigerjahren wurden die Bewohner in andere Haeuser umquartiert und die Sassi saniert.

Die Hoehlen im Tuffstein sind dieselben wie in Kappadozien. Die Felsenkirchen erinnern an Lalibella. Das Felsenkloster aus Sumela, unlaengst spektakulaer von den Tuerken wieder geoeffnet.
Der Mensch verkriecht sich in der Erde, wenn es im Freien zu unsicher ist.
Moenche aus Palaestina und Syrien sind hierher gekommen und haben ihre monophysitischen Braeuche mitgebracht, andere ihre Bilder. Als im Osten der Bilderstreit wuetete, haben sie hier auf Hoehlenwaende gemalt. Alle Kirchen und Kloester im selben Felsen nebeneinander. Spaeter hat man barock darueber gearbeitet.
Aber als die Menschen aus der Erde heraus gebracht wurden, da verfiel vieles und wurde gestohlen.
Gespenstisch, die jetzt verschimmelten Barockhoehlen.

Die Reduktion des Menschen auf die Erde kann ihn arm machen und sein Elend mehren.
Oder er kann frei werden, wenn der Geist mitgekommen ist in die Erde.
Jesus ist mindestens zweimal geboren worden in diesen Hoehlen.
Sogleich verfolgt worden, dann herausgekommen aus der Erde, hat gepredigt und geheilt, ist ueberm Tal gekreuzigt worden und nocheinmal aus der Erde gekommen.
Bei Passolini, dem besten Jesusfilm.
Und beim schlechtesten zuletzt.

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Samstag, 18. August 2012

Ich habe in den Vulkan gespuckt

Hat jemand erwartet, dass ich den Aetna nur von unten bestaune?
Die schwarzbraune Lava im Graben um die Zwingburg Friedrichs II. im Vorbeigehen betrachte,
und mich an die dunklen Fassaden Catanias gewoehne, die aus Vulkanstein gemacht sind?
Oder haette ich mich einer der so abenteuerlich beschriebenen Vulkantouren anschliessen sollen, die auf bunten Prospekten in den Hotelrezeptionen angepriesen werden?

Nun, ich fuhr mit dem Linienbus bis zur Endstation, zugleich Souveniercamp und Talstation der Seilbahn, immerhin bereits auf 2000 Hohenmetern. Und dann startete ich, mit Rucksack, ein wenig Proviant, 3 L Wasser, leichten Wanderschuhen und grosser Neugier. Entlang des breiten Lavastroms des letzten Ausbruchs. Einen Sessellift und ein paar Haeuser hatte der verschlungen.
Vulkansteigen ist wie Strandlaufen.
Jeder Schritt versinkt weich knirschend.
Zwei Schritte hinauf, einen zurueckrutschen.
Die haerteren Steine wie Kohle.
Zuerst der steilste Anstieg, der Blick nur entlang der Seilbahntrasse.
War dort bereits der Lavasee?
War ich weit genug vom Seilbahnsummen weg, hoerte ich Knallen.
Zuerst sah ich einige Bergsteiger vor mir, zwei Paare, noch einer.
Dann waren sie verschwunden.
Sie werden doch nicht vom Vulkan verschlungen worden sein, so weit noch vom Gipfel?

Als ich mich ueber graue, schwarze, roetlich schimmernde Haenge hinaufgekaempft hatte bis zur Bergstation, zuweilen gruene Kraeuterpolster auf der Seite, da stand ich eigentlich erst am Beginn, das sah ich jetzt.
In den Tross der Kraterstuermer mich einreihend, stieg ich auf der Kiesstrasse flott weiter, auf der Gelaendebusse die Sehlustigen hinaufhievten, moeglichst das Geplapper und Gesumse hinter mir lassend, auf den Saumwegen ueber Vulkangeroell schon viel langsamer.
Am markierten Endpunkt menschlicher Anstrengungen/
waren es noch 300 Meter bis zum Kraterrand.
Hoehenmeter.
In blauem Dunst.
Im Dunst versteckt.
Weisse Woelkchen von sich gebend,
Friedenszeichen oder Taeuschungen.

Ob ich den Vulkangoettern begegnet bin?
So nah an den Kraeften der Erde?
Nun, ich habe keine Praesenz bemerkt, auch nicht, als ich allein war. Naturkraefte schon, die Sonne, den Wind, die Schwerkraft, den Schwefel. Aber keine Praesenz, die mich erwartet haette.
So wie in Lampedusa das Militaer. Als ich in der Inselhitze das Fluechtlingslager umschlich und mich beobachtet waehnte. Als ich riet, ob nur Soldaten oder auch uebers Meer Gekommene hinter den Zaeunen waeren.


Und dann die Nebenkrater.
Wie Mondkrater.
Zuweilen rauchend.
Bestaunt, begafft, umschritten.
Grau, schwarz, farbig, schwefelgelb.
Und ueber allem der boeige Bergwind, der das Gesicht trocknet.
Immer ein wenig Staub in der Luft,
und Schwefel.

Erst bei den Kraterabstiegen wurden meine Schuhe voll.
Mehrmals musste ich sie ausklopfen.
Wie Strandlaufen.
Schwarzen Staub auf den Waden hab ich bis in die Stadt hinuntergebracht.

Und ich wusste beim Abstieg:
Haetten unsere gewiften Provinzpolitiker hier etwas zu reden, so wuerden sie sich nicht mit Prestigeprojekten abgeben wie Berlusconi, der Sizilien mit Italien durch eine Bruecke verbinden wollte: sie wuerden die Hochleistungsbahn mittels des Jahrhunderttunnels mitten durch den Vulkan bauen. Der Ruhm Europas waere ihnen sicher.

Zum Rhythmus des Lebens. Catania

In * pulsieren die Raume.
Schon als ich hier ankam, musste ich durch die Maerkte dringen, durch Geschrei und Gerueche, um mein Hostel zu finden - und die Fleischhacker halfen mir - durch Gewuehl und Geschiebe mich schieben mit meinem Rucksack, an aufgeschichteten Fischleibern vorbei und ausgelegten Schweinehaelften, an Obstbergen und Salatbergen, Nuessen und Hueten.
Das war die Schwelle.
Am Nachmittag, als ich wieder hinaustrat, war die Gasse leer, wurden noch die Gehsteige gefegt und die Kisten verraeumt.
Leere Plaetze.
Verwaiste Cafes.
Bis zum Abend.

So kuendigte sich der Gang der Stadt an, den ich mitgehen wollte, und tappte gleich bei den ersten Schritten wieder ins Leere.
Marienfeiertag.
Alles geschlossen, leiser Wind ueber leere Plaetze.
Und dann noch eine Ueberraschung, als die Stadtpatronin gefeiert wurde, die heilige Agatha, von Boellerschuessen angekuendigt, so laut, dass Sirenen der Alarmanlagen losgingen, Hunde jaulten und Kinder weinten. Glocken wie Musik. Dann die Umzuege, mit allem, was Rang und Namen hat. Und schliesslich die Priesterschaft mit der Heiligen selbst, knochenweise im Glasgefaess, unter ausladender Glockenmusik.

Wie Blut wurden Menschen durch die Gassen und Plaetze gepumpt, lebende und tote, wie Blut durch Aterien, Venen und Kapillaren.
Systole und Diastole.
Laut und heftig,
leere und leise.

Aber der Rhythmus dieser Tage deutet auf einen anderen, welcher der Stadt noch viel mehr eingeschrieben ist.
Sichtbar auf Schritt und Tritt.
Alle paar Jahre ruehrt sich der Mongibello,
ruckt und drueckt unter seiner duennen Schale,
brodelt und kocht ueber,
auch bereits in diesem Jahrtausend.
Und dann waelzt sich wieder die Lava ueber die Haenge,
unbeeindruckt von menschlichen Anstrengungen,
schiebt sich hinunter auf die Stadt zu, unaufhaltsam,
unter flimmernder Luft knicken Baumstaemme und Hausmauern,
und darueber leuchten Feuerwerke bei Tag und bei Nacht,
und eine Steinkanonade prasselt auf die Daecher.
Wer wohnt dort?
Wer hat dort sein Haus gebaut in ruhigeren Zeiten?
Seit den alten Griechen wollten sich die Menschen diesen Kraeften stellen.
Aber beherrschen konnten sie sie nie.
Auch heute nicht.
Der Vulkan wird staerker und gefaehrlicher von Jahr zu Jahr.
Der Rhythmus Catanias ist zwischen Sein und Nichtsein.

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geschichte

Bitte sich zur Geschichte Sueditaliens zu informieren. Im Internet z.B. hier:
http://www.mein-italien.info/geschichte/normannen.htm
http://www.wikingers.de/italien-sizilien-und-die-normannen-teil-1/
Eine Zeittafel:
http://www.valindalen.de/Geschichtliches.html
Von den Normannen zu den Staufern:
http://www.zeno.org/Geschichte/M/Delbr%C3%BCck,+Hans/Geschichte+der+Kriegskunst/3.+Teil.+Das+Mittelalter/2.+Buch.+Der+vollendete+Feudalstaat/6.+Kapitel.+Der+Normannenstaat+in+Italien
Zu den Staufern:
Wie bedeutend waren sie wirklich? Video zur Ausstellung: http://www.youtube.com/watch?v=cGr8b43aMas
Zur Ambivalenz der Geschichte aus heutiger Sicht:
http://www.tagesspiegel.de/politik/geschichte/die-staufer-und-italien-des-kaisers-neue-kleider/1941632.html


Zum Aetna:
http://www.youtube.com/watch?v=cGr8b43aMas

Mittwoch, 15. August 2012

x

Die prall freundlich orange leuchtenden Marillen am Bahndamm sind naemlich Kaktusfeigen, dass man aus dem Fenster hineinbeissen moechte

*

Der Dieseltriebwagen glich einem OEBB-5046, mit runden Schuerzen, aber Mitteleinstieg. Die Fahrt quer ueber den Suedspitz Siziliens, entlang der Kueste, und dann ins Bergland, glich einer Weinviertler Nebenbahnlinie, sagen wir von Hohenau ueber Laa nach Pulkau.
Bei der Rueckfahrt schien es Probleme zu geben, oefter wurde mitten auf der strecke aprupt angehalten und die Motore einzeln abgeschaltet und dann wieder gestartet.

**

Als der Zug an einer Station ausserplanmaessig halten musste, gab der Schaffner mit seinem gruenen Sacktuch aus dem Fenster die Abfahrerlaubnis.

***

Zwei Stunden sitze ich im Park von Catania und beobachte zwei Eidechsen bei der Jagd. Abwechselnd erklettern sie einen Heuhaufen, der von winzigen Fliegen umschwirrt wird, und strecken ihre Haelse in die Luft. Die kleinere der beiden - sie vertrieben einander immer wieder - habe ich zwei Fliegen schnappen sehen, die vor ihr vorueberkrabbelten. Aber da kommt die groessere, die vor einer Weile auf der Steinmauer verschwunden ist, von dem ueppigen Blaetterueberhang heruntergeprasselt und hat, als sie sich wieder aufrappelt, einen gruenen Heuschreck im Maul. Vielleicht hat sie ihn im Flug gefangen.

++++

Bettler sind an jedem Kirchentor obligat. Offensichtlich gibt es eine Hierarchie, wer welchen Platz bekommt.
In der Messe gilt die italienische Eiligkeit. Waehrend des Gloria wackelt die Lektorin die Stufen zum Altar hinauf, dann zum Ambo hinueber, um nach dem letzten Gloria-Vers ohne Atemzug sofort mit der Lesung einzusetzen. Waehrend in St. Agatha/Catania der Priester, hinterm Altar auf einem Stuehlchen sitzend, die Fuerbitten las, wartete einen Schritt hinter ihm schon der Ministrant, aelter als der Priester, mit den Gaben, die er dann waehrend der letzten Fuerbitte am Altar abstellte.
Im Vorort von Palermo hatte sich der Priester mit Ellbogen und Unterarmen am Altar abgestuetzt waehrend des Hochgebets, bei der Predigt hatte er viel und launig gestikuliert, was mich an franzoesische Puppenspieler erinnerte.

*****

Ein Vater bindet seiner Tochter einen Zopf und zwingt ihr volles schwarzes Haar in das Haarband. Das Maedchen laesst sich geduldig ziehen und steht stramm am Pflaster.

******

Im Chinarestaurant gelte ich offenbar als Sizilianer oder als doppelt Fremder. Denn ich werde erst bedient, als ich zur Theke gehe und mich vorstelle. Dort sind Zwiebel- und Knoblauchschalen aufgebaut, Krabben und Krebse, und die Kellner schaelen und waschen.
Bestellung und Essenslieferung dauern dann bei mir genauso lang wie bei zwei achtkoepfigen Besatzungen am Nebentisch hintereinander. Aber den vollen Bauch trage ich seit Stunden durch die Stadt.
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