Edirne beim Umdrehen

Vor zehn Jahren hatte Klaus hier noch baertige Türken und Bulgaren mit Wasserpfeifen und Pumphosen gesehen, ein vergessener Winkel zwischen den Laendern, wo die Zeit vorlaeufig noch abgewartet hatte. Agrarisches Gebiet ohne Meer und Tourismus, Kreuzung der Gastarbeiterrouten, Grenzland, wo nicht investiert wird.
Heute bekommt die Stadt ein neues Gesicht, und ich kann zusehen dabei: Jeden Tag wandern die Sandhaufen weiter, über die wir klettern müssen, werden die gepflasterten Boulevards laenger, über die wir sogleich flanieren, und ich spüre das Aufatmen, sobald sich der Staub gelegt hat.
Die grossen Moscheen künden weiterhin vom Hügel herunter von den grossen Zeiten, als Edirne Hauptstadt des Osmanischen Reiches war und sich anschickte, die ganze islamische Welt zu beherrschen. Von hier brach Mechmet II. auf, um Konstantinopel zu erobern, spaeter Süleymann gegen Wien.
Das Leben strömt zwischen den Geschaeften und Restaurants, Brunnen und Reisebüros, und Abends, wenn es dunkel wird, noch inniger. Nutzniesser dieses Aufatmens sind eindeutig die Frauen. Fröhlich gucken sie aus der Waesche, die sie kürzlich noch verhüllt hat, witzeln als Kellnerin mit dem Chef, wachen als Chefin über die ganze maennliche Küche und die Kellnermannschaft, sitzen mit Freundinnen zum Tee oder flanieren verspielt und verliebt mit dem Freund haendchenhaltend durch den Park. Wer weıss, ob sie auch bald so gleichgültig und fordernd werden wie anderswo, so satt und teilnahmslos - einige misstrauische Minen sind auch zu sehen.
Aber die Stadt der Holzhaeuser und Obststaende hat sich für einen weiteren Atemzug entschieden, und der bringt Licht und Farbe

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diefrogg - 26. Aug, 12:21

Seufz!

Edirne liegt auf einer meiner Traumreise-Routen (Thessaloniki - Edirne - Istanbul). Wird wohl leider nix in den nächsten paar Jährchen. Umso mehr freuen mich die Bilder. Danke!

grenzwärtig - 27. Aug, 16:44

Hallo Dıefroog!

Danke fuer deinen Kommentar!
Ist wirklich ein schoenes Stück Erde! Aber vielleicht ist Frühjahr oder Herbst eine bessere Reisezeit als August, besonders in DIESEM Sommer, wo es auch nachts selten weniger als 30 Grad hatte.
Und sich mehr Zeit zu nehmen und auch die kleineren Orte Trakiens zu besuchen lohnt sich bestimmt. Übrigens habe ich erfahren, dass Edirne (und die ganze Region) das Geld für den Wandel von der PIPELINE nimmt, die gerade dort verlegt wird.
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