Zum Rhythmus des Lebens. Catania
In * pulsieren die Raume.
Schon als ich hier ankam, musste ich durch die Maerkte dringen, durch Geschrei und Gerueche, um mein Hostel zu finden - und die Fleischhacker halfen mir - durch Gewuehl und Geschiebe mich schieben mit meinem Rucksack, an aufgeschichteten Fischleibern vorbei und ausgelegten Schweinehaelften, an Obstbergen und Salatbergen, Nuessen und Hueten.
Das war die Schwelle.
Am Nachmittag, als ich wieder hinaustrat, war die Gasse leer, wurden noch die Gehsteige gefegt und die Kisten verraeumt.
Leere Plaetze.
Verwaiste Cafes.
Bis zum Abend.
So kuendigte sich der Gang der Stadt an, den ich mitgehen wollte, und tappte gleich bei den ersten Schritten wieder ins Leere.
Marienfeiertag.
Alles geschlossen, leiser Wind ueber leere Plaetze.
Und dann noch eine Ueberraschung, als die Stadtpatronin gefeiert wurde, die heilige Agatha, von Boellerschuessen angekuendigt, so laut, dass Sirenen der Alarmanlagen losgingen, Hunde jaulten und Kinder weinten. Glocken wie Musik. Dann die Umzuege, mit allem, was Rang und Namen hat. Und schliesslich die Priesterschaft mit der Heiligen selbst, knochenweise im Glasgefaess, unter ausladender Glockenmusik.
Wie Blut wurden Menschen durch die Gassen und Plaetze gepumpt, lebende und tote, wie Blut durch Aterien, Venen und Kapillaren.
Systole und Diastole.
Laut und heftig,
leere und leise.
Aber der Rhythmus dieser Tage deutet auf einen anderen, welcher der Stadt noch viel mehr eingeschrieben ist.
Sichtbar auf Schritt und Tritt.
Alle paar Jahre ruehrt sich der Mongibello,
ruckt und drueckt unter seiner duennen Schale,
brodelt und kocht ueber,
auch bereits in diesem Jahrtausend.
Und dann waelzt sich wieder die Lava ueber die Haenge,
unbeeindruckt von menschlichen Anstrengungen,
schiebt sich hinunter auf die Stadt zu, unaufhaltsam,
unter flimmernder Luft knicken Baumstaemme und Hausmauern,
und darueber leuchten Feuerwerke bei Tag und bei Nacht,
und eine Steinkanonade prasselt auf die Daecher.
Wer wohnt dort?
Wer hat dort sein Haus gebaut in ruhigeren Zeiten?
Seit den alten Griechen wollten sich die Menschen diesen Kraeften stellen.
Aber beherrschen konnten sie sie nie.
Auch heute nicht.
Der Vulkan wird staerker und gefaehrlicher von Jahr zu Jahr.
Der Rhythmus Catanias ist zwischen Sein und Nichtsein.
Schon als ich hier ankam, musste ich durch die Maerkte dringen, durch Geschrei und Gerueche, um mein Hostel zu finden - und die Fleischhacker halfen mir - durch Gewuehl und Geschiebe mich schieben mit meinem Rucksack, an aufgeschichteten Fischleibern vorbei und ausgelegten Schweinehaelften, an Obstbergen und Salatbergen, Nuessen und Hueten.
Das war die Schwelle.
Am Nachmittag, als ich wieder hinaustrat, war die Gasse leer, wurden noch die Gehsteige gefegt und die Kisten verraeumt.
Leere Plaetze.
Verwaiste Cafes.
Bis zum Abend.
So kuendigte sich der Gang der Stadt an, den ich mitgehen wollte, und tappte gleich bei den ersten Schritten wieder ins Leere.
Marienfeiertag.
Alles geschlossen, leiser Wind ueber leere Plaetze.
Und dann noch eine Ueberraschung, als die Stadtpatronin gefeiert wurde, die heilige Agatha, von Boellerschuessen angekuendigt, so laut, dass Sirenen der Alarmanlagen losgingen, Hunde jaulten und Kinder weinten. Glocken wie Musik. Dann die Umzuege, mit allem, was Rang und Namen hat. Und schliesslich die Priesterschaft mit der Heiligen selbst, knochenweise im Glasgefaess, unter ausladender Glockenmusik.
Wie Blut wurden Menschen durch die Gassen und Plaetze gepumpt, lebende und tote, wie Blut durch Aterien, Venen und Kapillaren.
Systole und Diastole.
Laut und heftig,
leere und leise.
Aber der Rhythmus dieser Tage deutet auf einen anderen, welcher der Stadt noch viel mehr eingeschrieben ist.
Sichtbar auf Schritt und Tritt.
Alle paar Jahre ruehrt sich der Mongibello,
ruckt und drueckt unter seiner duennen Schale,
brodelt und kocht ueber,
auch bereits in diesem Jahrtausend.
Und dann waelzt sich wieder die Lava ueber die Haenge,
unbeeindruckt von menschlichen Anstrengungen,
schiebt sich hinunter auf die Stadt zu, unaufhaltsam,
unter flimmernder Luft knicken Baumstaemme und Hausmauern,
und darueber leuchten Feuerwerke bei Tag und bei Nacht,
und eine Steinkanonade prasselt auf die Daecher.
Wer wohnt dort?
Wer hat dort sein Haus gebaut in ruhigeren Zeiten?
Seit den alten Griechen wollten sich die Menschen diesen Kraeften stellen.
Aber beherrschen konnten sie sie nie.
Auch heute nicht.
Der Vulkan wird staerker und gefaehrlicher von Jahr zu Jahr.
Der Rhythmus Catanias ist zwischen Sein und Nichtsein.
grenzwärtig - 18. Aug, 13:28