Die zwei Schwestern
Ich trete die Stufen hinauf zum Tor des Hauses in der Galata Kulesi Sokan, wohın ıch schon einige Male heimgekehrt bin, und drücke an der Sprechanlage die Knöpfe, von denen ich hoffe, dass sie den Freund rufen im 2. Stock, den ich zuletzt alt und gebrechlich gesehen habe, und ans Bett gefesselt.
Ich laeute mehrmals und blicke Gasse hinauf bin zum Turm, der über Galata wacht, das immer noch steht seit Jahrhunderten, ein Teil der Riesenstadt heute. Dann springt die Tür auf mit einem Schnarren, und erwartungsvoll steige ich die Treppe hinauf. Aber wer steht dort, im ersten Stockwerk, feixend, mit aufgerissenen Augen? Hannes, mein Schwager aus Wien! Und wer reisst, nachdem er mich, mir mit dem Finger am Mund Schweigen gebietend, ın dıe Wohnung hat, dort drinnen die Augen nun auf? Renate, meine Schwester, getroffen in der Millionenstadt Istanbul, in der ich für eineinhalb Tage bin, wie einen bestimmten Fisch im Meer beim Sprung ins Wasser, der ich zuhause nichteinmal die Notizen finde vom letzten Trauungsgespraech, ich finde meine Schwester aus Wien in der östlichsten und grössten Stadt Europas, weil sie auch gerade da ist.
Den Freund, den treff ich nicht mehr, im Juni sei er gestorben an Lungenversagen, erzaehlt seie Schwester mir oben im 2. Stock, Ferdinand, der am Herzen litt und bei der Sommerhitze einen Puls hatte von 50:90 (die Aerzte haetten gestaunt, dass man damit überhaupt leben kann), und ich sehe die Familienbilder und erfahre von seinem Sohn in Amerıka, der nicht kommt nach Istanbul, zu beschaeftigt, erklaert mir die Schwester. Ich verspreche, zu beten für sie und den Bruder.
Am Abend steige ich nochmals hınauf mit Sandalen nach Galata, da stürzt mir das Wasser entgegen, denn Wolken sind aufgezogen nach Wochen der Hıtze, und das Gewıtter laeutet krachend eine Wende ein für das fünfzigste Jahr, denn zwei Geschwister gehn heute zum Essen aus, mit Schwager und Söhnen und der gemeinsamen Freundin und Studienkollegin, und wenn auch so viel geredet wurde an diesem Abend, und gut gegessen, so war doch über allem noch immer ein fassungsloses Staunen und vielleicht eine Skepsıs, als wir am Kai den Schiffen zusahn und diskutierten, ob die türkische Behandlung der katholischen, armenischen und syrischen Kirchen nun Christenverfolgung sei oder nicht, und es wurde auch heute wieder nicht alles gesagt
Ich laeute mehrmals und blicke Gasse hinauf bin zum Turm, der über Galata wacht, das immer noch steht seit Jahrhunderten, ein Teil der Riesenstadt heute. Dann springt die Tür auf mit einem Schnarren, und erwartungsvoll steige ich die Treppe hinauf. Aber wer steht dort, im ersten Stockwerk, feixend, mit aufgerissenen Augen? Hannes, mein Schwager aus Wien! Und wer reisst, nachdem er mich, mir mit dem Finger am Mund Schweigen gebietend, ın dıe Wohnung hat, dort drinnen die Augen nun auf? Renate, meine Schwester, getroffen in der Millionenstadt Istanbul, in der ich für eineinhalb Tage bin, wie einen bestimmten Fisch im Meer beim Sprung ins Wasser, der ich zuhause nichteinmal die Notizen finde vom letzten Trauungsgespraech, ich finde meine Schwester aus Wien in der östlichsten und grössten Stadt Europas, weil sie auch gerade da ist.
Den Freund, den treff ich nicht mehr, im Juni sei er gestorben an Lungenversagen, erzaehlt seie Schwester mir oben im 2. Stock, Ferdinand, der am Herzen litt und bei der Sommerhitze einen Puls hatte von 50:90 (die Aerzte haetten gestaunt, dass man damit überhaupt leben kann), und ich sehe die Familienbilder und erfahre von seinem Sohn in Amerıka, der nicht kommt nach Istanbul, zu beschaeftigt, erklaert mir die Schwester. Ich verspreche, zu beten für sie und den Bruder.
Am Abend steige ich nochmals hınauf mit Sandalen nach Galata, da stürzt mir das Wasser entgegen, denn Wolken sind aufgezogen nach Wochen der Hıtze, und das Gewıtter laeutet krachend eine Wende ein für das fünfzigste Jahr, denn zwei Geschwister gehn heute zum Essen aus, mit Schwager und Söhnen und der gemeinsamen Freundin und Studienkollegin, und wenn auch so viel geredet wurde an diesem Abend, und gut gegessen, so war doch über allem noch immer ein fassungsloses Staunen und vielleicht eine Skepsıs, als wir am Kai den Schiffen zusahn und diskutierten, ob die türkische Behandlung der katholischen, armenischen und syrischen Kirchen nun Christenverfolgung sei oder nicht, und es wurde auch heute wieder nicht alles gesagt
grenzwärtig - 28. Aug, 22:04